Ein lauer Spätsommerabend, das Borsumer Waldstadion in einem hervorragenden Zustand und die Voraussetzungen klar: Der FC Ruthe mit zwei souveränen Auftaktsiegen, die Borsumer gebeutelt von Verletzungen, angeschlagenen Spielern und einer Bank, die man eher als Hocker hätte bezeichnen können: gerade einmal zwei Auswechselspieler. Dazu das Debüt im Tor – Sebastian Ryll, aufgeregt wie ein Fahranfänger beim Einparken mit Publikumsverkehr. Aber: Wie sich am Ende herausstellen sollte, ein sicherer Rückhalt, der souverän seinen Kasten sauber hielt.
Borsum begann druckvoll und stellte von Beginn an klar, dass man im zweiten Heimspiel der Saison nichts zu verschenken hat. Bereits in der 6. Minute machte Kapitän Marcel Fennel das, was ein Kapitän eben machen muss – Verantwortung übernehmen. Aus spitzem Winkel drosch er nach einem Sololauf den Ball halbrechts in die Maschen, als wolle er zeigen: „Heute nur über meine Leiche!“ 1:0 für den VfL, und die Zuschauer stellten sich auf ein unterhaltsames Fußballspiel ein. Dies wurde es auch: Chancen im Minutentakt, viele Zweikämpfe, ein Strafstoß und am Ende sogar ein Platzverweis bedeuteten viel Unterhaltung und gleichzeitig ein wachsames Auge des Unparteiischen. Die Borsumer blieben nach dem Führungstreffer dran – oder besser gesagt: Sie verschossen, was das Zeug hielt. Fennel mit einem Distanzhammer (12.), Lewandowski nach feiner Fennel-Vorlage von der Grundlinie (14.) und schließlich Popielas, der es aus zwei Metern in mustergültiger Rücklage tatsächlich schaffte, den Ball über das Tor zu befördern (16.). Da hätten andere schon einen Freistoß für artistische Einlage gefordert.
Dann die Schrecksekunde in der 22. Minute: Ruthe bekam einen berechtigten Strafstoß zugesprochen, als ein Borsumer Verteidiger zu ungestüm agierte. Ein Raunen ging durchs Waldstadion – und ein kollektives Aufatmen, als der Ball in die Borsumer Sterne segelte. Ryll musste nicht eingreifen, der Ball kam vermutlich erst im Nachbardorf wieder runter. Glück für den VfL, denn ein 1:1 zu diesem Zeitpunkt hätte den Spielverlauf komplett auf den Kopf gestellt und Ruthe zu mehr motiviert.
Halbzeit also nur 1:0, obwohl Chancen für eine ganze Saison auf dem VfL-Konto standen. Die Borsumer Beine waren schwer, schließlich bestand das Spielsystem aus der simplen Formel: Langer Ball → Fennel/Lewandowski rennen → Rest hechelt hinterher. Nach dem Seitenwechsel änderte sich am Bild wenig: Chancen ja, Präzision nein. Dann die Szene des Abends in der 52. Minute: Popielas bekam es mit seinem Gegenspieler zu tun, Stirn an Stirn wie beim Boxwiegen, dazu ein Wortgefecht und Popielas, der auf einmal auf dem Boden lag. Beide sahen infolgedessen Gelb – was für den Ruther unglücklich war, da er bereits Gelb hatte und nun mit Gelb-Rot duschen gehen durfte. Ruthe warf in Unterzahl nochmal alles nach vorne, kam auch zu einem gefährlichen Distanzschuss – doch Keeper Ryll parierte glänzend und hielt die Null fest. Und als alle schon auf den Schlusspfiff warteten, setzte Lewandowski in der 59. Minute den Deckel drauf: Am Ende seiner Kräfte, als habe er den Ironman absolviert, setzte er zu einem letzten Dribbling an, ließ zwei Gegner und den Torwart stehen und schob den Ball ins Netz.
Am Ende stand ein verdienter 2:0-Erfolg für die Borsumer, die sich für ihre Fahrlässigkeit im Abschluss nicht bestraft sahen. Ruthe musste die erste Saisonniederlage einstecken.
Fazit: Borsum hat nun 2 Wochen spielfrei, bevor es am 12.09.25, 19:00 Uhr im spannenden Heimspiel gegen die SG Giesen/Ahrbergen/Hasede weitergehen wird.
VfL Borsum: Sebastian Ryll – Daniel Biesen, Oliver Mau, André Zimmermann, Guido Brederecke – Carsten Popielas, Jan Lewandowski, Marcel Fennel, Martin Biesenbach, Steffen Krastinat.