Ein spätsommerlicher Freitagabend, Flutlicht, ein perfekt hergerichtetes Kleinspielfeld am Söhlder Ortsrand – und direkt daneben der Bratwurststand, der zuverlässig für Ablenkung sorgte: besser konnte die Bühne für die Ü40-Partie zwischen der SG Söhlde/Nettlingen/Hoheneggelsen und dem VfL Borsum kaum sein. Rund 50 Zuschauer fanden sich ein, und schon beim Aufwärmen war klar: Hier geht’s heute nicht nur um Punkte, sondern auch um Würstchen, Ehre und Geschichten für die neue Woche auf der Arbeit.
Der VfL Borsum hatte einiges im Gepäck. Gleich drei Debütanten standen erstmals in dieser Saison auf dem Platz: Klaus Helmke (Neuzugang von der SpVgg Hüddessum/Machtsum), Jörg „Sonni“ Sonnefeld (Rückkehrer aus Berlin) und Keeper Marcel Fricke. Letzterer zeigte sofort, dass er nicht nur fangen, sondern auch dirigieren konnte. Mit Kommandos in Stadionlautstärke ordnete er seine Vordermänner – manch einer fragte sich, ob der Bratwurstverkäufer wohl auch seine Grillzange danach ausgerichtet hatte. Sportlich legten die Borsumer dann stark los: Kein Abtasten der Kontrahenten, beide wollten direkt das Spielgeschehen bestimmen. Es dauerte allerdings bis zur 17. Min., eher der VfL eine wirklich gute Torchancen kreierte. Marcel Fennel spielte einen feinen Steckpass durch die Schnittstelle, und Steffen Krastinat tat, was das Orakel prophezeit hatte: Er traf. Sein erstes Saisontor, eiskalt abgeschlossen zur 1:0 Führung – und kurz darauf sah man ihn grinsend in Richtung Zuschauer nicken. Doch die Gastgeber hatten die passende Antwort parat. In der 29. Minute nutzte die SG einen Moment der Unordnung in der Borsumer Defensive und markierte den Ausgleich. 1:1, und so ging es auch in die Pause. Während die Spieler durchschnauften, fand Kapitän Fennel die richtigen Worte, um seine Männer auf die zweite Hälfte vorzubereiten.
Denn im zweiten Durchgang blieb das Spiel intensiv, aber auch ein wenig von den Gesetzen der Ü40 geprägt: Der Wille war groß, die Kondition kleiner. VfL-Coach Daniel Biesen musste mehrfach umstellen. Oliver Mau und André Zimmermann erwischte es mit Verletzungen, doch die Bank war an diesem Tag breit und motiviert. So kamen alle Spieler auf ihre Einsatzzeit. Auch Debütant Klaus Helmke fügte sich nahtlos ein, und zeigte, dass er mit seiner Schnelligkeit die Außenbahn beackern kann. Besonders im Fokus stand auch Debütant Jörg „Sonni“ Sonnefeld, der als Stoßstürmer auflief. Mit viel Einsatz erarbeitete er sich gleich mehrere gute Gelegenheiten – doch der Ball wollte einfach nicht so recht in die Maschen. Mal fehlten wenige Zentimeter, mal das nötige Quäntchen Glück. Auf den Rängen raunte man schon schmunzelnd, ob der Berliner Hobbysegler seine Abschlussstärke vielleicht noch irgendwo zwischen seinem Boot und Umzugskarton verlegt hat, bevor er zurück kam. Auf dem Feld sahen die Zuschauer Chancen hüben wie drüben. Das Spiel stand auf Messers Schneide. Doch entweder fehlte die letzte Genauigkeit, die Keeper griffen beherzt ein oder die Beine machten schlicht nicht mehr mit. Das Flutlicht sorgte für Stimmung, die Bratwurst für Energie – nur das Siegtor wollte nicht mehr fallen. Die letzte Chance des Spiels ließen die Borsumer liegen: Ein letzter Freistoß von Carsten Popielas landete bei Fennel, der den Ball mit der Hacke Richtung Tor umlenkte, doch Krastinat ahnte nichts und sontrullerte der Ball ins Aus.
Am Ende blieb es beim gerechten 1:1. Beide Teams hatten ihre Möglichkeiten, beide Teams hätten den Sieg verdient gehabt. Doch die Punkteteilung fühlte sich irgendwie richtig an. Und so gingen alle zufrieden nach Hause: die Spieler mit einem Zähler, die Zuschauer mit einer Bratwurst – und Steffen Krastinat mit seinem langersehnten ersten Saisontor.
VfL Borsum: Marcel Fricke - Oliver Mau, Marjan Jovanovic, Carsten Popielas, André Zimmermann, Steffen Krastinat, Jan Lewandowski, Marcel Fennel, Jörg Sonnefeld - Thorsten Klotz, Martin Biesenbach, Klaus Helmke, Daniel Biesen